Die Energieversorgung muss klug und umsichtig umgebaut werden, damit sie langfristig sicher, bezahlbar und nachhaltig werden kann. Dieser Umbau erfordert Systemverständnis– nicht nur von Seiten der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Auch die Technikkompetenz der Bürgerinnen und Bürger wird künftig immer wichtiger. Das kommende Energieforschungsprogramm sollte daher verstärkt Anreize setzen, um das Verständnis technischer Systeme auf allen Ebenen zu verbessern. So lautet eine Empfehlung aus dem ESYS-Positionspapier „Impulse für das 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung“. Dirk Uwe Sauer, Professor an der RWTH Aachen und Sprecher des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“, erklärt: „Wir brauchen neue Formen der Kommunikation, um der wachsenden Beliebigkeit von Informationen entgegenzuwirken. Zum Beispiel sollten wir erforschen, welche Rolle neue Medien für die Information über Energiesysteme und Energiepolitik spielen.“
Akademienprojekt ESYS gibt Empfehlungen zum 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung
01. Februar 2018
Die Energieforschung braucht Freiräume für Kreativität und Innovationen, flexible und praxisnahe Förderprojekte, mehr Partizipation und internationale Kooperationen. Das betonen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) in einem Positionspapier. Sie haben sich am Konsultationsprozess zum 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung beteiligt und Empfehlungen ausgesprochen. Damit leisten sie einen Beitrag, die Energieforschung in Deutschland weiterzuentwickeln und damit die Energiewende voranzutreiben.
Ansprechpartner
- Dr. Ulrich Glotzbach
- ehemaliger Leiter der Koordinierungsstelle ESYS
- Energiesysteme der Zukunft
Eine interdisziplinäre Forschung ist ein weiterer Baustein dieses Systemverständnisses. Dafür müssen die Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften integraler Bestandteil der Energieforschung werden. Die ESYS-Mitglieder sprechen sich außerdem dafür aus, die Strukturen der Forschungsförderung anzupassen – einerseits, um mehr Freiräume für kreative und dynamische Projekte zu schaffen, andererseits, um langfristig angelegte Forschungsprojekte flexibler gestalten zu können. Kooperationen mit Praxispartnern helfen, die Forschungsergebnisse zur Anwendung zu bringen. So könnte die Wissenschaft beispielsweise mehr mit Startups zusammenarbeiten und häufiger Reallabore einsetzen.
Die Fachleute des Akademienprojekts ESYS benennen in ihrem Positionspapier Fragen, zu denen künftig mehr geforscht werden sollte. Dazu zählen unter anderem die Herausforderungen, Energiebereitstellung und -nutzung im Gleichgewicht zu halten, Kohlenstoff im Kreislauf zu führen, die Sicherheit digitalisierter Energiesysteme zu gewährleisten und mit Knappheiten mineralischer Rohstoffe umzugehen. Gleichzeitig empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch neue Marktmodelle und das Nachfrageverhalten stärker im Energieforschungsprogramm zu berücksichtigen.
Auch internationale Kooperationen sind für den Umbau der Energieversorgung unerlässlich. Hierzu regen die ESYS-Fachleute an, die nationale Energieforschung und deutsche Förderprogramme intensiver mit anderen Ländern abzustimmen. Sie schlagen eine „Energieforschungsunion“ vor, um sich besser mit den Nachbarländern austauschen zu können.
Für das 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung rief das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zu einem breit angelegten Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf. Die Akteure hatten die Gelegenheit, ihre Ideen einzubringen, um das Forschungsprogramm mitzugestalten. Eine Zusammenfassung aller eingereichten Beiträge ist beim BMWi abrufbar.