Um Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten, braucht es eine Verständigung über die Rolle von IKT-Systemen und deren Anwendung im Energiesystem. Welche Strategien und Maßnahmen sind geeignet, um robuste digitale Energieinfrastrukturen zu schaffen, und wer gestaltet diesen Prozess künftig mit? Darüber diskutierten rund 50 Akteure aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beim Trialog „Risiken smart managen – wie schaffen wir robuste digitalisierte Energieinfrastrukturen?“ im Berliner Allianz Forum. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Gesine Schwan, Präsidentin der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform. ESYS-Mitglied Sebastian Lehnhoff,Vorstand für den Forschungs- und Entwicklungsbereich Energie des Informatikinstituts OFFIS, übernahm die inhaltliche Einführung. „Die Digitalisierung ist janusköpfig. Sie ist weder per se gut noch per se schlecht für die Resilienz des Energiesystems“, unterstrich der Energieinformatiker. „Es liegt an uns, die Digitalisierung so voranzutreiben, dass sie den Herausforderungen und Risiken gerecht wird.“
Weitere Impulse gaben Friederike Ernst vom Blockchain Bundesverband e.V., Linus Neumann vom Chaos Computer Club und Alexander Kleemann aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Friederike Ernst schilderte die Chancen und Grenzen der Blockchain-Technolgie für die Energiewirtschaft als Beispiel einer aktuellen digitalen Anwendung in der Energiebranche. In seinem Vortrag unterstrich Linus Neumann die Wichtigkeit der IT-Sicherheit für die Resilienz digitaler Energiesysteme, während Alexander Kleemann die Notwendigkeit nationaler und europäischer Regulierung sowie von Standards für den sicheren Einsatz von IKT-Systemen betonte.
In anschließenden Workshops vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Trialogs konkrete Fragestellungen. Eine Gruppe beschäftigte sich etwa mit der Frage, an welchen Stellen staatliche Regulierungen notwenig sind und wo die Wirtschaft Standards etablieren kann. Deutlich wurde dabei, dass in der Entwicklung von Standards Zielkonflikte bestehen: Einerseits sollen sie möglichst flexibel und damit anpassbar sein, andererseits klare Vorgaben setzen. In einem weiteren Workshop ging es um die Rolle der privaten Haushalte in der digitalen Energiewende. Es bestand Konsens, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher immer mehr zu Prosumenten entwickeln: Sie wollen ihre Tarife selbst wählen, eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach nutzen oder mit der Blockchain-Technologie in den Markt einsteigen. Ein wichtiger Aspekt im Rahmen der Digitalisierung betrifft ihre Daten. Während Bürgerinnen und Bürger nicht zu gläsernen Kunden werden dürften, müsse für die Versorgungsicherheit dennoch ein Mindestmaß an Transparenz und Überprüfbarkeit sichergestellt werden.
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Kooperation zwischen der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform und dem Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ stärkt die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. In den Trialogen tauschen sich ESYS-Fachleute mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik, Wirtschaft und organisierten Zivilgesellschaft aus. Die Veranstaltungen werden dazu genutzt, neue Themen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und Fragestellungen im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Anschlussfähigkeit zu schärfen.
Beteiligte Institutionen
Die HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform unterstützt durch ihre Trialoge den kommunikativen Austausch und die Verständigung zwischen den verschiedenen Stakeholdergruppen Politik, Wirtschaft und organisierte Zivilgesellschaft mit Medien und Wissenschaft zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen. Durch die Auswertung dieser Multi-Stakeholder-Treffen werden Grundkonsense deutlich, die die Formulierung gemeinwohlorientierter Politik vorbereiten. Eine Trialog- Veranstaltung dauert einen gesamten Arbeitstag, um neben den Impulsvorträgen ausreichend Zeit für die Diskussion zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Stakeholdergruppen zu gewährleisten.
Mit der Initiative „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) geben acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Impulse für die Debatte über Herausforderungen und Chancen der Energiewende in Deutschland. Im Akademienprojekt erarbeiten rund 100 Fachleute aus Wissenschaft und Forschung Handlungsoptionen zur Umsetzung einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Energieversorgung. Die Federführung des Projekts liegt bei acatech.