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Energiewende in der Ausnahmesituation – Welches Strommarktdesign führt ans Ziel?

08. November 2022

Hohe Gas- und gestiegene Strompreise bereiten aktuell Industrie und Haushalten Sorgen. Deshalb wird in Deutschland und Europa intensiv darüber diskutiert, welche Anpassungen am Strommarktdesign helfen können, die Auswirkungen der Krise abzufangen. Zugleich besteht die Gefahr, dass kurzfristig ergriffene Maßnahmen sich negativ auf das Marktgeschehen und die Klimaziele auswirken.

Welche Maßnahmen werden zurzeit diskutiert oder schon umgesetzt? Gefährden diese langfristig die Klimaziele? Und wie schafft man die Balance zwischen kurzfristigem, notwendigem Handeln und langfristiger Planung – auch im Hinblick auf die Klimaziele 2030 und 2045? Diese und weitere Fragen standen im Zentrum eines ESYS-Deep Dive am 3. November 2022 und wurden gemeinsam mit geladenen Experten und dem Publikum diskutiert.

Den Auftakt der Veranstaltung machten Albert Moser (RWTH Aachen), Andreas Löschel (Ruhr-Universität Bochum und ESYS-Kuratorium) und Dmitri Artemjew (E.ON) mit ihren Impulsen zu unterschiedlichen Facetten der aktuellen Situation. Die Vorträge zeigten deutlich, dass ein klimaneutrales Stromsystem, das sich zu 100% aus erneuerbaren Energien speist, in einigen Punkten eine Anpassung des Strommarktdesigns erfordert.  Gleichzeitig betonten alle drei Experten, dass die Debatte um ein trag- und zukunftsfähiges Strommarktdesign keinesfalls nur vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation zu bewerten ist – auch wenn erst die Energiepreiskrise den Strommarkt und seine Mechanismen in diesem Ausmaß in die öffentliche Debatte überführt hat.

Kurzfristig sei vor allem wichtig, Verbraucher*innen zu entlasten. Dafür die Strompreise zu drücken, wurde im Hinblick auf die Klimaziele kritisch diskutiert. Das Marktdesign funktioniere im Grunde richtig, da es vorhandene Engpässe abbildet. Jedoch sind die hohen Preise für weite Teile der Bevölkerung spürbar sind und können für manche Bürger*innen in die Energiearmut führen. Vor- und Nachteile der Modelle zur Entlastung gelte es nun gut abzuwägen bezüglich ihrer Effizienz, der zeitlichen Dimensionen und der politischen Rahmenbedingungen. Zudem müsse sichergestellt sein, dass hohe Preise nur für eine Übergangszeit eingeführt werden.

Für die Energiewende und auch die Versorgungssicherheit ist es notwendig, schnell maßgebliche Fortschritte zu erzielen: Dies gilt allen voran für den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Übertragungs- und Verteilnetze und die Flexibilisierung der Nachfrage in allen Bereichen. Dafür sei jedoch kein grundlegender, vorschneller Eingriff in die Funktionsweise des Strommarktes notwendig. Vielmehr sollten gezielte Verbesserungen diese konkreten Herausforderungen adressieren. Ebenso wichtig sei es, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu vereinfachen, um den dringenden Ausbau der Infrastrukturen zu beschleunigen.

Ansprechpartnerinnen

  • Miriam Borgmann
  • stellv. Leitung der Koordinierungsstelle / Wissenschaftliche Referentin
  • Energiesysteme der Zukunft