Foto: Annika Seiler

ESYS-Konferenz 2022

13. Juni 2022

Steigende Preise, Energie-Embargos, Versorgungsicherheit, Ausbau der Erneuerbaren, Strommarktdesign, Wasserstoff: die diesjährige ESYS-Konferenz stand ganz im Zeichen der aktuellen energie- und geopolitischen Entwicklungen. Die Dringlichkeit, die in Sachen Klimaschutz und Energieversorgung zu spüren ist, wirkt sich auch auf die Arbeit von ESYS aus. So soll unter anderem noch vor der politischen Sommerpause ein Sonder-Impuls zu den Themen Energiepreise und Versorgungssicherheit erscheinen. Auf der Konferenz wurden außerdem neue Themen für das Akademienprojekt diskutiert.

Die aktuelle geopolitische Lage erhöhe den Handlungsdruck noch stärker als bisher und werfe jenseits technischer und ökonomischer Aspekte politische und ethische Fragen auf – darauf verwies der Vorsitzende des ESYS-Direktoriums Dirk Uwe Sauer gleich zu Beginn der Konferenz. Das Akademienprojekt ESYS bringt sich aktiv in den politischen Diskurs ein.

Deutsche Energieversorgung ohne russisches Erdgas?

Wie Deutschland und Europa eine sichere und bezahlbare Energieversorgung vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen gewährleisten und gleichzeitig den Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem ebnen können, wird ESYS in einem Impulspapier diskutieren, das in wenigen Wochen erscheinen wird. Als Basis dienen zwei Gutachten zu folgenden Leitfragen: Kann der Erdgasbedarf in Deutschland und Europa gedeckt werden, wenn westliche Staaten ein Embargo verhängen oder Russland die Lieferungen stoppt? Wie werden sich die Energiepreise kurz- und mittelfristig entwickeln? Max Gierkink und Eren Çam (Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln) sowie Mario Ragwitz (Fraunhofer IEG) und Joachim Müller-Kirchenbauer (TU Berlin) stellten Zwischenergebnisse der Gutachten vor und diskutierten diese mit den ESYS-Mitgliedern.

Einblicke in die laufenden ESYS-Arbeitsgruppen

Zwei moderierte Gespräche boten Einblicke in die Arbeit der vier laufenden ESYS-Arbeitsgruppen. In der Vorstellung der AGs „Integrierte Energieversorgung“, vertreten durch Anke Weidlich (INATECH, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), und „Wasserstoffwirtschaft 2030“, vertreten durch Philipp Stöcker (RWTH Aachen), wurden unter anderem die Frage nach möglichen Partnerländern sowie Infrastrukturen zur Einfuhr von Wasserstoff diskutiert. Wesentlich wird sein, schon früh infrastrukturell die richtigen Weichen zu stellen, da Deutschland auch in Zukunft Importland für Energie sein wird.

Als ebenfalls bedeutsam wurde bewertet, die Notwendigkeit anstehender Änderungen gut zu kommunizieren, da Technologien und Konzepte etwa zum Umgang mit unvermeidbaren Emissionen ein negativ geprägtes öffentliches Bild haben, zum Erreichen der Klimaziele jedoch unabdingbar sein werden. Eine wichtige Rolle dabei spielen sogenannte „negative Emissionen“, wie ESYS jüngst in einem „Kurz erklärt!“ erläutert hat.

Sozial gerecht, ökonomisch effizient: Die Energiewende gesamtheitlich denken

Fragen der Akzeptanz waren auch integraler Bestandteil der zweiten Diskussion, die den Ausbau erneuerbarer Energien sowie ihre Integration in unser Energiesystem fokussierte. Mario Liebensteiner (FAU Erlangen-Nürnberg) aus der AG „Strommarkt der Zukunft“ sowie Ellen Matthies (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Leiterin der AG „Beschleunigter Ausbau von Photovoltaik und Windenergie“, tauschten sich über Maßnahmen wie eine Ausbaupflicht und einen starken CO2-Preis zur Integration von Erneuerbaren in das bestehende Marktsystem aus. Es wurde deutlich, dass auch eine stärkere Teilhabe von Bürger*innen essenziel sein wird, um die Ausbauziele zu erreichen – sowohl bei der Planung als auch finanziell.

Im letzten Teil der Konferenz wurden im Rahmen eines World Cafés neue Themen für ESYS gemeinsam diskutiert. Die angeregten Gespräche zeigten einmal mehr, dass die Energiewende nicht aus einzelnen Fachrichtungen gedacht und realisiert werden kann, sondern nur ein interdisziplinärer Ansatz zu ihrem Gelingen beitragen kann.

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