Das Foto zeigt eine Gasleitung

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Resilienz europäischer Energieversorgung: ESYS stellt Ergebnisse zur Zukunft der Energiepreise und Versorgungssicherheit vor

26. Juli 2022

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat gefährliche Abhängigkeiten unseres Energiesystems aufgezeigt. Diese diskutiert das Akademienprojekt ESYS in einem jüngst veröffentlichten Impuls und macht deutlich: Ein Wegfall russischer Energieimporte – sei es teilweise oder vollständig – würde Europa vor große Herausforderungen stellen. Mögliche Auswirkungen des Ukrainekrieges auf Energiepreise und Versorgungssicherheit in Europa standen im Zentrum der ESYS Ergebnispräsentation am 14. Juli.

Der Impuls „Welche Auswirkungen hat der Ukrainekrieg auf die Energiepreise und Versorgungssicherheit in Europa?“ basiert auf zwei Gutachten, die ESYS beim Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) und bei einem Konsortium aus Fraunhofer IEG, Fraunhofer SCAI und der TU Berlin in Auftrag gegebenen hat.

Gasversorgung in Europa: Herausforderungen ohne russische Importe

Zentrale Ergebnisse des Gutachtens des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) zur mittelfristigen Preisentwicklung von Energieträgern wurden von Max Gierkink und Eren Çam vorgestellt. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass die Energiepreise auch mittel- und langfristig voraussichtlich hoch bleiben könnten. Wichtig ist nun, die Erneuerbaren möglichst schnell auszubauen und Energie einzusparen, denn beides wirkt sich stark dämpfend auf die Energiepreise aus.

Mario Ragwitz (Fraunhofer IEG), Bernhard Klaaßen (Fraunhofer SCAI) und Joachim Müller-Kirchenbauer (Technische Universität Berlin) stellten ihre Studie zur Versorgungssicherheit aus Infrastruktursicht vor. Potenziell sei es möglich, den europäischen Energiebedarf auch ohne russische Energieimporte zu decken. Dafür müsse auf europäischer Ebene eng zusammengearbeitet werden, Infrastrukturmaßnahmen müssten zügig umgesetzt und der Gasverbrauch um 20% im Vergleich zum Vorjahr reduziert werden. Entfallen die russischen Importe, bevor diese Maßnahmen umgesetzt sind, droht im Winter eine Versorgungslücke von bis zu 30%.

Handlungsbedarf: finanzielle Entlastungen schaffen, Energie sparen

In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Karen Pittel und Dirk Uwe Sauer, die Leiter*innen der ESYS-Arbeitsgruppe, Jutta Gurkmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband und Carsten Rolle vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. über die Schlussfolgerungen aus den Forschungsergebnissen für Haushalte und Industrie.

Die Podiumsgäste waren sich einig, dass auf der Politik aktuell ein hoher Handlungsdruck lastet, viele verschiedene Bedarfe auszubalancieren. Bereits jetzt sind die Auswirkungen der Krise sowohl in der Industrie als auch auf Seite der Bürger*innen spürbar. Haushalte und Industrie, die unter den hohen Energiepreisen leiden, mit geeigneten Maßnahmen finanziell zu entlasten, sei ein wichtiger Baustein, um diese Krise gut zu bewältigen.

Ein weiterer essenzieller Aspekt sei es, Energie einzusparen, um die Verbrauchslücke, die sich in den Folgemonaten ergeben wird, zu schließen. Die Energiekrise sei in diesem Kontext als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten, zu deren Lösung alle Akteursgruppen einen Beitrag leisten müssen, also Industrie, Politik und Bürger*innen.

Nicht zuletzt gelte es, diese Krise in Synergie mit den Klimaschutzanstrengungen zu bewältigen: Die aktuelle Situation sei kein Grund, beim Klimaschutz nachzulassen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Erhöhung der Energieeffizienz und der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft schützen nicht nur das Klima, sie helfen auch, sich aus Abhängigkeiten vom Import fossiler Energieträger zu lösen.

Mitschnitt der Veranstaltung

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