Deutschland steigt im Jahr 2022 aus der Atomenergie aus, das steht fest. Im Gegenzug setzen Länder wie China, Russland und Japan verstärkt auf Kernkraft im Energiemix. Welche Rolle spielt die Kernenergie also für die künftige Weltstromerzeugung – und fürs Klima? Mit dem Publikationsformat „Kurz erklärt!“ gibt das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) klare Antworten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ziehen folgende Schlussfolgerungen für die künftige Entwicklung der Kernkraft:
- Auf liberalisierten Märkten ökonomisch kaum konkurrenzfähig: In westlichen Ländern wurden Kernkraftwerke in den letzten Jahrzehnten nur noch geplant, wenn Staaten die Abnahme des Stroms garantieren oder in anderer Form unternehmerische Risiken übernehmen.
- Kein sicherer Kostenvergleich möglich: Die Erzeugungskosten für Kernenergie lassen sich nur schwer mit denjenigen für erneuerbare Energien vergleichen, denn es müssen auch Systemkosten berücksichtigt werden. Die Herausforderungen der Endlagerung und sinkende Investitionskosten für Erneuerbare sorgen dafür, dass Strom aus regenerativen Energiequellen in Zukunft günstiger sein wird als Atomstrom.
- CO2-arm, aber in vielen Ländern politisch umstritten: Strom aus Kernkraftwerken ist sehr CO2-arm. Dennoch setzen die meisten Staaten bei den „angestrebten nationalen Beiträgen“ (INDCs) zum Klimaabkommen von Paris auf erneuerbare Energien und nur wenige auf Kernenergie.
- Weltweit noch Jahrzehnte präsent: Vor allem außerhalb Europas wird die Kernenergie noch jahrzehntelang eine wichtige Rolle spielen. In den letzten Jahren wurden mehr Atomkraftwerke in Betrieb genommen als abgeschaltet, insbesondere in China und Japan.