Hans-Martin Henning (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE) führte inhaltlich in das Thema ein und stellte die Ergebnisse des kürzlich erschienenen ESYS-Impulses „Kernfusion als Baustein einer klimaneutralen Energieversorgung? Chancen, Herausforderungen, Zeithorizonte“ vor.
Ein großer Vorteil von Kernfusionskraftwerken, so Hans-Martin Henning, könnte die Möglichkeit sein, die Brennstoffe vor Ort herzustellen. Zudem sei die Kernfusion sicherer als die Kernspaltung, weil keine unkontrollierte Kettenreaktion eintreten könne und kein hochradioaktiver Abfall entstünde.
Forschung fortführen, Chancen nutzen
Auch Chancen für die Wirtschaft skizzierte Hans-Martin Henning, etwa das Potenzial, neue Exportmärkte zu erschließen. Gleichzeitig diskutierte er verschiedene Herausforderungen: Bislang gelingt es der Kernfusion beispielsweise noch nicht, mehr Energie zu produzieren als eingesetzt wird. Hier ist noch weitere Forschung nötig. Zudem sind noch verschiedene technische Komponenten und Prozesse zur Herstellung des Brennstoffs Tritium zu entwickeln.
Aufgrund dieser Herausforderungen rechnen viele Fachleute in 20 bis 25 Jahren mit ersten Kernfusionskraftwerken. Damit kann die Kernfusion wohl nicht entscheidend zu den deutschen Klimazielen 2045 beitragen.
Kraftwerk gemeinsam und international umsetzen
Dennoch sei die Kernfusion eine Option, die man verfolgen sollte, betonte Jan Wörner (acatech Präsident). Er zeigte in seinem Kurzvortrag das Ziel der Kernfusionsforschung auf, das „perfekte“ Fusionskraftwerk Sonne auf der Erde nachzubilden. Das sei eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe. Denn langfristig könnte die Kernfusion einen Beitrag zu einer klimaneutralen Energieversorgung leisten und die Souveränität des Wirtschaftsstandorts Deutschland stärken.
Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion, in der auch Fragen der knapp 200 Zuschauer*innen beantwortet wurden. Auf dem digitalen Podium saßen Sibylle Günter (Max-Planck-Institut für Plasmaphysik), Markus Roth (TU Darmstadt/Focused Energy), Peter Schroth (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Milena Roveda (Gauss Fusion) und Constantin Häfner (Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT).
Die Fachleute diskutierten das Thema Dual Use ebenso wie die Einbindung der Industrie. Sie waren sich einig, dass Deutschland bereits viel Fachkompetenzen und Potenzial besitzt, die ausgebaut und ausgeschöpft werden können. Auch eine enge internationale Zusammenarbeit sei wichtig, um der gemeinsamen Realisierung eines Kraftwerks näher zu kommen. Zwar sei anzumerken, dass sich das Datum für die Umsetzung bisher oft verschoben hat. Aber die Voraussetzungen seien nun anders: Es sei eine starke Dynamik zu spüren. Nun gelte es diesen Schwung mitzunehmen, um weiterzukommen, wie Jan Wörner in seinem Fazit resümierte.