Das Stromsystem vernetzt viele Milliarden Geräte unterschiedlicher Leistungsstärke über Ländergrenzen hinweg. Störungen können weitreichende Folgen haben. Um die Stromflüsse für eine stabile Energieversorgung sicher steuern zu können, braucht es digitale Energieinfrastrukturen. Beim vom Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) veranstalteten Workshop tauschten sich rund 20 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft darüber aus, welche Chancen, Risiken und Herausforderungen die Digitalisierung der Energieversorgung mit sich bringt.
ESYS-Mitglied Sebastian Lehnhoff, Vorstand Energie beim OFFIS – Institut für Informatik, beschrieb in seinem Impulsvortrag die Anforderungen an ein intelligentes Energiesystem. „Digitale Energieinfrastrukturen müssen sowohl sicher als auch sichernd sein. Das bedeutet, sie müssen sich selbst gegen Angriffe und Ausfälle verteidigen können und gleichzeitig das Gesamtsystem funktionsfähig und resilient halten. Nur so wird das Energiesystem cyber-resilient.“ Der Mensch spiele in diesem Prozess eine wichtige Rolle – dies führe oft zu unvorhersehbaren Entwicklungen. Henning Kagermann, Vorsitzender des acatech Kuratoriums und bis Mai 2018 acatech Präsident, stimmte dem zu und bezeichnete den Menschen als größte „Sicherheitslücke“ im System. An diesen Gedanken knüpfte Gesine Schwan, Präsidentin der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform, an: Sie betonte die Notwendigkeit, die Energieversorgung als soziotechnisches System zu betrachten. „Das Bedürfnis nach Resilienz und Sicherheit ist nicht rein technisch zu lösen“, erklärte die Politikwissenschaftlerin.