ESYS-Arbeitsgruppen im Austausch mit energiepolitischen Akteuren
Im Anschluss folgten Diskussionen, die sich jeweils mit den Themengebieten der drei ESYS-Arbeitsgruppen beschäftigten. In diesen Arbeitsgruppen untersuchen ESYS-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die großen Herausforderungen beim Übergang in die nächste Phase der Energiewende. Eine Gruppe geht der Frage nach, wie der Strommarkt künftig gestaltet werden sollte, um erneuerbare Energien besser in das Gesamtsystem zu integrieren und die Sektorenkopplung voranzutreiben. Der Co-Leiter Hartmut Weyer (Technische Universität Clausthal) erörterte mit Marcus Merkel (EWE Netz GmbH), wie die viel diskutierte CO2-Bepreisung am effektivsten umgesetzt werden kann und wie Netzengpässe im System künftig bewältigt werden können.
Im nachfolgenden Gespräch beschäftigten sich Jutta Hanson (Technische Universität Darmstadt) und Achim Zerres (Bundesnetzagentur) mit dem Thema der zweiten ESYS-Arbeitsgruppe und gingen der Frage nach, wie zentrale und dezentrale Elemente so in das Energiesystem integriert werden können, dass sie eine stabile Versorgung gewährleisten. Die dritte ESYS-Arbeitsgruppe widmet sich den Chancen und Herausforderungen digitaler Energieinfrastrukturen. Der Co-Leiter Christoph Mayer (OFFIS – Institut für Informatik) tauschte sich mit Fabian Reetz (Stiftung Neue Verantwortung) darüber aus, welche neuen Risiken der Energieversorgung drohen, wie man das Energiesystem dagegen wappnen kann und welche Möglichkeiten die Digitalisierung der Energiewende eröffnet.
Für die Energiewende begeistern und Verhaltensänderungen anstoßen
Am Nachmittag diskutierten die ESYS-Mitglieder über ein Leitbild für die Energiewende. In seiner Keynote fasste der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie Thomas Bareiß zusammen, wie wir die Menschen für die Energiewende begeistern können. „Es gibt keinen Masterplan für die nächsten 30 Jahre. Wenn wir die Energiewende zum Erfolg führen wollen, müssen wir systemisch denken. Wichtig sind Anreize für Wettbewerb und Technologieoffenheit, damit Deutschland Industrieland bleibt. Gleichzeitig müssen wir Menschen, die in klimaschonende Technologien investieren, angemessen belohnen“, betonte Thomas Bareiß.
Daran anknüpfend erklärte ESYS-Sprecher Dirk Uwe Sauer (RWTH Aachen), wie sich konsequenter Klimaschutz auf das durchschnittliche CO2-Budget pro Kopf auswirken würde. Er rechnete vor, was es bedeutet, mit einer Tonne Kohlendioxid pro Jahr auskommen zu müssen: Man könne davon entweder rund 20 Kilometer pro Tag Auto fahren oder einmal von Frankfurt nach New York fliegen – damit wäre jedoch bereits das gesamte Jahresbudget an CO2 aufgebraucht. Dirk Uwe Sauer folgerte, dass wir unser Verhalten in Zukunft spürbar ändern müssen, wobei Emissionsminderungen nicht allein durch Verzicht zu erreichen seien. Anschließend diskutierten die ESYS-Mitglieder über verschiedene Möglichkeiten, die Klimaziele zu erreichen – von Verzicht über neue Technologien bis zu ökonomischen Anreizen für klimabewusstes Verhalten.