acatech Präsident Reinhard F. Hüttl beim IERE Forum Berlin. © André Laaks

Energiewende global

13. November 2015

Am 11. und 12. November veranstaltete acatech gemeinsam mit der International Electric Research Exchange (IERE) und der RWE AG die Konferenz „International Energy Systems in Transition: Perspectives from Science and Industry“. Bei der Veranstaltung in Berlin tauschten sich rund 100 Energiefachleute darüber aus, wie die Transformation der Energiesysteme in verschiedenen Ländern und Regionen umgesetzt wird.

Die deutsche Energiewende ist nicht das einzige Projekt zum Umbau der Energieversorgung. Während Frankreich etwa eine Verringerung der Kernkraft plant, werden in Japan abgeschaltete Kernkraftanalagen wieder ans Netz genommen, weil das Land aus geostrategischen Gründen nicht mit seinen Nachbarn vernetzt ist und somit Strom nicht importieren kann. Derweil hat China zwar bereits die USA als größter Erzeuger von Windenergie überholt, hält aber auch den Spitzenplatz bei den weltweiten CO2-Emissionen.

Fest steht, dass die globale Transformation der Energiesysteme hin zu mehr Nachhaltigkeit nur gelingen kann, wenn sich die Akteure entlang der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette ebenso einbringen wie Wissenschaft, Politik und Verbraucher. So nahmen am diesjährigen IERE Forum Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Forschungs- und Entwicklungsfachleute und Führungskräfte der Energiewirtschaft aus 20 Ländern teil. „Der Umbau der Energiesysteme erfordert umfassende technologische und gesellschaftliche Innovationen“, so Reinhard F. Hüttl. „Diese werden nicht im Elfenbeinturm entstehen, sondern an den Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Disziplinen, Branchen und Akteuren. Das IERE Forum bietet eine solche Schnittstelle für den Wissenstransfer auf internationaler Ebene.“

Ansprechpartnerin

Am ersten Tag stand die Frage im Mittelpunkt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es zwischen den „Energiewenden“ in den verschiedenen Ländern gibt. Auf dem Podium diskutierte Reinhard F. Hüttl darüber mit Experten aus den USA, China, Japan sowie für den Nahen Osten und Nordafrika. Dabei wurde deutlich, dass all diese Länder – trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen – vor der Herausforderung stehen, immer mehr fluktuierenden Strom aus Wind- und Photovoltaikanlagen in das Energiesystem zu integrieren. In Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmer anschließend über den Forschungs- und Entwicklungsstand von Technologien wie flexiblen Kohle- und Erdgaskraftwerken, intelligenten Stromnetzen und Speichern aus.

Besonders groß ist der Forschungsbedarf nach Ansicht vieler Experten beim Verkehr und der Wärmeerzeugung: Wie gelingt es diese Sektoren nachhaltiger zu gestalten? Wie kann überschüssiger Strom aus Wind und Photovoltaik als Energiequelle dafür genutzt werden? Und welche Rolle spielt Wasserstoff im Energiesystem der Zukunft? Diese und weitere Fragen rückten am zweiten Veranstaltungstag in den Fokus.

IERE versteht sich als internationale Plattform für die Austausch zwischen Forschungs- und Entwicklungsexperten aus dem Bereich Energieversorgung. Die jährliche Konferenz organisiert und gestaltet die Plattform jeweils gemeinsam mit lokalen Partnern. In diesem Jahr beteiligte sich neben acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften auch der Energieversorger RWE. Das VDI Wissensforum unterstützte die Veranstaltung. acatech Präsident Reinhard F. Hüttl und Präsidiumsmitglied Eberhard Umbach hatten die Konferenz als Mitglieder des Programmkomitees mitgestaltet.