In seiner Keynote sprach Ulrich Glotzbach über Herausforderungen und Ansätze der deutschen Energiewende. © Beihang University

ESYS stärkt Austausch mit der Chinese Academy of Engineering

18. Oktober 2018

Der globale CO2-Ausstoß ist so hoch wie nie zuvor: Im vergangenen Jahr stiegen die energiebedingten Emissionen um 1,4 Prozent, und 2017 war das drittwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Alle Staaten weltweit sind daher gefordert, ihre Energieversorgung nachhaltig zu gestalten. Innovative Technologien können dafür eine wichtige Rolle spielen. Beim China Engineering Science and Technology Forum im Oktober in Suzhou tauschten sich 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über internationale Trends der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik aus. In seiner Keynote stellte der Leiter der ESYS-Geschäftsstelle Ulrich Glotzbach wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologieansätze aus Deutschland vor.

Ulrich Glotzbach machte in seinem Vortrag den großen Handlungsbedarf und die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für den Energie- und Klimaschutz deutlich: „Weltweit steigen sowohl die Emissionen als auch der Energieverbrauch. Um diese Entwicklung zu stoppen, müssen alle Staaten ihre Anstrengungen für den Klimaschutz erhöhen und sich stärker vernetzen.“ Diese internationale Perspektive sei ein wichtiger Baustein im Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“: ESYS tausche sich regelmäßig mit wissenschaftlichen Kooperationsprojekten und Technikakademien aus – vor allem in Europa, aber auch in Asien.

Der Leiter der ESYS-Geschäftsstelle beschrieb die Ziele, die sich Deutschland für den Umbau der Energieversorgung gesteckt hat: Bis 2050 soll der Energieverbrauch sinken, die Energieeffizienz steigen und die Energieversorgung überwiegend auf Erneuerbaren basieren. Außerdem sollen mindestens 80 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Dieser Wandel kann nur gelingen, wenn die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr viel stärker miteinander verknüpft werden als bisher.

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Ulrich Glotzbach erklärte in seiner Keynote, wie die sogenannte Sektorkopplung die Energieversorgung verändert wird: Strom aus erneuerbaren Energien werde zum dominierenden Energieträger. Direkt genutzt, könne er etwa Elektroautos oder Wärmepumpen antreiben und damit Wärmeversorgung und Verkehr klimafreundlicher machen. Aus grünem Strom ließe sich außerdem Wasserstoff herstellen, der gespeichert, in allen Sektoren eingesetzt oder in Methan beziehungsweise synthetische Kraftstoffe umgewandelt werden kann. Dafür müsse die Kapazität der Windkraft- und Solaranlagen jedoch auf ein Fünf- bis Siebenfaches anwachsen. Auch Reservekapazitäten würden künftig in demselben Umfang wie heute benötigt, um die Versorgung abzusichern.

Um fossile Energieträger aus dem System zu drängen und die Sektorkopplung anzureizen, brauche es effiziente Speichertechnologien, eine einheitliche Bepreisung aller CO2-Emissionen und eine Infrastruktur für den Transport synthetischer Kraftstoffe. Eine stärkere internationale Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung sei ein wichtiger Schritt, um gemeinsam Lösungen für den Klimaschutz zu finden, schloss Ulrich Glotzbach seinen Vortrag.

Anschließend diskutierten die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer, was China von der deutschen Energiewende lernen könne. Sie sprachen sich dafür aus, das von Deutschland entwickelte Konzept der Sektorkopplung aufzugreifen und um digitale Komponenten sowie Methoden der Künstlichen Intelligenz zu ergänzen („Smart Sector Coupling“). Außerdem wurden auf dem Forum innovative Ansätze aus der Materialwissenschaft vorgestellt, etwa in den Bereichen Elektromobilität und Wasserstofftechnologie.

Das China Engineering Science and Technology Forum ist eine von der Chinese Academy of Engineering getragene wissenschaftliche Konferenzreihe, die in diesem Jahr von der Eliteuniversität Beihang University organisiert wurde. Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des diesjährigen Forums, das vom 16. bis 19. Oktober in Suzhou stattfand, zählten Fachleute aus Wissenschaft und Politik sowie internationale Energieexperten.