Debatte

Energiefachleute diskutieren über aktuelle Themen der Energie- und Klimapolitik

Sollten Verbrennungsmotoren verboten werden? Macht es Sinn, das Energiesystem auf 100 Prozent Erneuerbare umzustellen? Funktioniert der Emissionshandel oder nicht?

Über diese Fragen lässt sich streiten – das wollen wir an dieser Stelle tun. Je zwei Experten begründen ihren Standpunkt zu einem aktuellen Energiethema. 

Aktuelle Beiträge

Debatte | Januar 2020

Die digitalisierte Stromversorgung der Zukunft: Dezentral, flexibel und marktgetrieben – oder ausgebremst durch den Regulierungsrahmen?

Die Digitalisierung wird die Stromnetze und den Stromhandel spürbar verändern: Wenn künftig Millionen dezentraler Anlagen und Verbraucher miteinander kommunizieren, wird es umso wichtiger, die Stromversorgung effizient und sicher zu steuern. Eine wichtige Rolle dabei spielen die vielen neuen Netznutzer. Marius Buchmann (Jacobs University Bremen) erklärt, wie sie das System stabil halten und flexibilisieren können und warum marktbasierte Instrumente der Schlüssel für eine zuverlässige digitalisierte Stromversorgung sind. Oliver Kopp (MVV Energie) zeigt die Hürden bei der Schaffung solcher digitalisierten Flexibilitätsmärkte auf. Die Fokussierung auf Angebotsoptionen reiche nicht aus. Auch die Nachfrage müsse stimuliert werden, zum Beispiel durch ökonomische Anreize für Netzbetreiber, damit diese Flexibilitätsdienstleistungen nutzen.

Weitere Beiträge

Debatte | Oktober 2019

Helfen oder schaden Energieimporte der Energiewende?

Damit Deutschland seine Klimaziele schaffen kann, muss sich die Leistung aus Wind- und Solarenergie vervielfachen. Doch die heimischen Potenziale sind begrenzt. Können Energieimporte ein Teil der Lösung sein? Jochen Kreusel (ABB) findet, Energie zu importieren werde bisher als Option unterschätzt, weil dies dem Wunsch nach Energieautarkie widerspricht. Damit keine fossile Energie eingespeist wird, müsse jedoch strikt geprüft werden, dass alle Importe CO2-frei sind. Justus Andreas (Bellona) ist der Ansicht, synthetische Gase und Kraftstoffe eignen sich nicht als Übergangslösung in die Wasserstoffwirtschaft. Bevor Deutschland Power-to-X aus Regionen wie Nahost, Nordafrika oder Australien importiert, sollten diese Länder ihr Erneuerbaren-Potenzial nutzen, um ihre eigenen CO2-Emissionen senken.

Debatte | Juni 2019

Das Bundes-Klimaschutzgesetz – was fehlt, welche Chancen bietet es, kann es sich durchsetzen?

Auch nach der Europawahl – die in Deutschland zur Klimawahl geworden ist – geht die Bundesregierung die Energie- und Klimapolitik zu zaghaft und zu kleinteilig an, finden Sabine Schlacke (WWU Münster) und Sebastian Helgenberger (IASS Potsdam). Das zeige sich etwa beim Umgang mit dem Referentenentwurf für ein Bundes-Klimaschutzgesetz, der seit Monaten auf die lange Bank geschoben werde. Dabei biete der Entwurf mit seinen klar geregelten Ressortzuständigkeiten prinzipiell gute Ansatzpunkte, um Emissionen zu reduzieren.

Debatte | April 2019

Neue Technologien, Verbote, Anreize, Konsumverzicht – wie erreichen wir die Klimaziele?

Wie erreichen wir die Klimaziele? Der Vizepräsident des Wuppertal Instituts Manfred Fischedick und Felix Ekardt, Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik, sind sich einig: Technologische Lösungen allein reichen dafür nicht. Während Manfred Fischedick die Politik aufruft, das Abgaben- und Steuersystem zu überarbeiten und attraktive Alternativen für einen nachhaltigen Lebensstil zu schaffen, fordert Felix Ekardt das Ende der Wachstumsgesellschaft und politische Steuerungselemente, um in zwanzig Jahren Nullemissionen erreichen zu können.

Debatte | März 2019

Trägt Bioenergie überhaupt zum Klimaschutz bei?

Der Humanökologe Helmut Haberl von der Universität für Bodenkultur Wien erklärt, warum Bioenergie aus Waldholz und Agrarbiomasse in vielen Fällen keine Treibhausgase einspart. Potenziale sieht er vor allem in der Verwendung von Rest- und Abfallstoffen. Iris Lewandowski, Agrarwissenschaftlerin an der Universität Hohenheim, betont die wichtige Rolle der Bioenergie bei der Erreichung der Klimaschutzziele. Sie spricht sich vor allem für die Nutzung von Biogas aus, das ihrer Meinung nach jetzt schon einen wichtigen Beitrag zur Emissionsreduktion leistet.

Debatte | Januar 2019

Städtemaut oder Fahrverbote – wie können wir die Innenstädte sauberer machen?

Was ist wirkungsvoller? Eine Städtemaut erfasst mehr als nur Diesel-Fahrzeuge und mit den Einnahmen ließe sich eine Verbesserung der Mobilitätsalternativen finanzieren. So das Argument von Christoph Schmidt, Präsident des RWI Essen. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch dagegen hält Diesel-Fahrverbote für die einzig geeignete Maßnahme, um schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass die Grenzwerte für NO2 eingehalten werden.

Debatte | November 2018

Helfen Sektorziele, den Klimaschutz effizient voranzutreiben?

Sind Einzelziele wirkungsvoll oder braucht es sektorübergreifende Instrumente für den Klimaschutz? In der Debatte betont Franzjosef Schafhausen die Lenkungswirkung von Zielen und hält die Sektorziele für realistisch. Felix Müsgens argumentiert, Einzelziele bremsen die Sektorkopplung aus und verteuern die Energiewende.

Debatte | September 2018

Kostenfreier Nahverkehr – schöne Idee, aber kann das klappen?

Die Verkehrsforscherin Barbara Lenz hat untersucht, wie viele Autofahrer tatsächlich auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umsteigen würden, wenn er gratis wäre. Der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Ulrich Maly will den ÖPNV stärken. Kostenlos könne er jedoch nur sein, wenn der Bund seinen finanziellen Beitrag zum Nahverkehr leiste.

Debatte | Dezember 2017

Nadelöhr negative Emissionen: Lassen sich die internationalen Klimaziele nur erreichen, wenn der Atmosphäre CO2 entzogen und gespeichert wird?

Immer mehr Klimaforscher sind überzeugt davon, dass sich die globale Erwärmung allein durch sinkende Emissionen nicht stoppen lassen wird. Sie gehen einen Schritt weiter und wollen der Atmosphäre Treibhausgase entziehen. Die Idee: Kohlendioxid wird in Produktionsprozessen oder aus klimaneutralen Biomassekraftwerken abgeschieden und weiterverarbeitet oder in der Erde gelagert – sogenannte negative Emissionen. Der Sozialwissenschaftler Oliver Geden fordert, endlich mehr über dieses Thema zu forschen und geeignete Technologien zu entwickeln, während Christoph Bals von Germanwatch in Teilen skeptisch bleibt.

Debatte | Oktober 2017

Hilft oder bremst der Emissionshandel auf dem Weg zum Kohleausstieg?

Dass der Ausstieg aus der Kohleverstromung irgendwann kommen wird, ist klar. Umstritten ist jedoch, ob der deutsche Kohleausstieg automatisch die CO2-Emissionen sinken lässt. Denn das europäische Emissionshandelssystem (ETS) legt die Emissionsgesamtmenge fest, ungeachtet dessen, wie viele deutsche Kohlekraftwerke nachfragen. Was deutsche EVU nicht benötigen, kann woanders emittiert werden. Die Folge: Es gibt zu viele Zertifikate, und die CO2-Emissionen sinken nicht. Doch wie kann der Emissionshandel zum Treiber des Kohleausstiegs werden?

Debatte | August 2017

Mieterstrom: Beteiligungschance oder zusätzliche Belastung für Verbraucher?

Mit der Solaranlage auf dem Hausdach lokalen Strom erzeugen, ihn preiswert beziehen oder ins Netz einspeisen und vergüten – was Hausbesitzer schon lange können, steht jetzt auch Mietern frei. Das Ende Juli verabschiedete Gesetz zur Förderung von Mieterstrom macht es möglich. Werden Bürgerinnen und Bürger damit zu Prosumern, die die Energiewende aktiv mitgestalten, Geld sparen und nebenbei den Photovoltaikausbau in Städten vorantreiben – oder verschärft das Gesetz durch steigende Netzentgelte und Abgaben die Schieflage zwischen einkommensschwachen und wohlhabenden Haushalten?

Debatte | Juni 2017

Blockchain - zwischen Hoffnung und Hype

Blockchain ist seit einiger Zeit der Aufreger in der Energiewirtschaft. Die Fans dieses digitalen Internetprotokolls träumen schon von einer dezentralen Energiezukunft, in der die Balkon-Solaranlage eines Mieters ihren Ökostrom gegen Bitcoins an den Toaster des Nachbarn verkauft – ganz ohne Zwischenhändler und andere Intermediäre. Doch kann man den Handel mit Energie tatsächlich einem vollautomatisch agierenden Transaktionsnetzwerk überlassen, ohne dass eine zentrale Instanz über die Versorgungssicherheit wacht?

Debatte | April 2017

Für und Wider den Verbrennungsmotor

Geht es nach der Bundesregierung, leben und wirtschaften wir ab 2050 in Deutschland weitgehend treibhausgasneutral. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfen Fahrzeuge, die ab 2030 neu zugelassen werden, kaum noch klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen. Der Bundesrat, die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie einige Wissenschaftler schlagen deshalb vor, künftig Autos mit Verbrennungsmotoren zu verbieten. Der Sozialwissenschaftler Weert Canzler und der Chemiker Robert Schlögl diskutieren, ob ein solches Verbot sinnvoll ist.