Die Teilnehmer der Delegationsreise vor dem US-Energieministerium Department of Energy. © acatech

USA-Delegationsreise: Wege in die Energiezukunft

11. April 2017

Weltweit befinden sich Energiesysteme im Wandel. Eine von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und dem Bundesverband der Deutschen Industrie organisierte Delegationsreise nach Washington DC, New York und Boston widmete sich Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der Energiewende in Deutschland und den USA. Vom 2. bis 5. April besuchten Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien ausgewählte Regierungsorganisationen, Forschungsinstitute und Unternehmen.

Auf der Delegationsreise erhielten die Teilnehmer Einblicke in energiepolitische Grundsätze und Best-Practice-Beispiele aus den USA. In Vorträgen und Besichtigungen erfuhren sie, wie innovative Energieprojekte finanziert werden und welche Themen die derzeitige Energieforschungsagenda in den USA bestimmen.

Adam Cohen, Deputy Under Secretary for Science and Energy und weitere Vertreter des US-Energieministeriums (Department of Energy DOE) diskutierten mit den Teilnehmern über Leitlinien der US-amerikanischen Energiepolitik. Dabei wurde deutlich, dass die USA alle Aspekte der Energieversorgung – unter anderem erneuerbare Energien, Energieeffizienz, aber auch die Nutzung fossiler Energiequellen und Nuklearenergie – gleichermaßen weiterentwickeln wollen. Ein wichtiges Ziel sei eine sichere Energieversorgung.

In einem Round-Table-Gespräch mit Fachleuten einiger Policy Think Tanks diskutierten sie Ansätze der Innovationsförderung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Wie das Energiesystem künftig gestaltet werden kann, liegt in den USA auch in der Hand der Bundesstaaten. Mit eigenen energiepolitischen Maßnahmen treiben sie den Umbau des Energiesystems voran. Beispielsweise formuliert der New York State Energy Plan die Ziele, bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen gegenüber 1990 um 40 Prozent zu reduzieren, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung auf 50 Prozent zu erhöhen und 23 Prozent weniger Energie in Gebäuden zu verbrauchen als im Jahr 2012.

Ansprechpartnerinnen

Ganz im Zeichen der Wissenschaft und Grundlagenforschung standen Vorträge, Diskussionsrunden sowie Führungen durch das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Harvard Universität in Cambridge. Robert Armstrong, Direktor der MIT Energy Initiative, stellte unter anderem die Arbeitsweise der Low-Carbon Energy Centers vor. In Zusammenarbeit mit Industrie und Politik forscht es zu Themen wie Carbon Capture, Utilization and Storage (CCU/CCS), Energiespeicher und Solarenergie.

Wie nachhaltige Energieprojekte in den USA finanziert und umgesetzt werden, erfuhren die Delegationsteilnehmer in New York. Sie besichtigten unter anderem das Brooklyn Microgrid, ein Demonstrationsprojekt des New Yorker Startups LO3 Energy. Es zeigt, wie die Zukunft eines dezentralen Energieversorgungssystems aussehen könnte. Der Einsatz der Blockchain-Technologie ermöglicht dabei Transaktionen zwischen Nutzern eines Computernetzwerks, ohne dass eine vermittelnde Institution eingreift. So erzeugen Bewohner des New Yorker Stadtteils Brooklyn mit Solarpanels auf dem Hausdach Strom, den sie ohne einen dazwischengeschalteten Versorger verkaufen können. Ziel des Projekts ist es, mit dieser Nachbarschaftsversorgung einen lokalen Energiehandel zwischen Stromerzeugern und Verbrauchern zu ermöglichen.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Kooperationsprojekt zwischen acatech und dem Bundesverband der Deutschen Industrie BDI wird von Holger Lösch (BDI) und Robert Schlögl (Max-Planck-Gesellschaft und Vorsitzender des ESYS-Direktoriums) geleitet. Es untersucht in hochrangigen Delegationsreisen, wie der Umbau der Energiesysteme in ausgewählten G20-Staaten erfolgt und welche Chancen sich daraus für Deutschland ergeben. Nach der von Staatssekretär Georg Schütte (BMBF) geleiteten USA-Reise wird eine zweite Delegationsreise 2018 in den asiatischen Raum führen. Die Ergebnisse werden systematisch aufgearbeitet und auf einem internationalen Kongress im kommenden Jahr vorgestellt.

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