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Standards für transparente Energieszenarien

25. Februar 2016

Am 25. Februar nahm das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ die Stellungnahme „Mit Energieszenarien gut beraten“ zum Anlass, die Debatte über die Transparenz von Energieszenarien voranzutreiben. 15 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Ministerien und Unternehmen diskutieren in Berlin darüber, wie konkrete Standards die Politikberatung mit Szenarien verbessern könnten.

Ministerien nutzen Szenarien, um Instrumente und Strategien für die Energiepolitik zu entwickeln. Unternehmen und Umweltorganisationen erstellen eigene Szenarien, um energiepolitische Forderungen zu begründen. Deren Aussagekraft lässt sich jedoch nur bewerten, wenn die Rechenmodelle und Daten offengelegt werden und die Schlussfolgerungen auch für Außenstehende nachvollziehbar sind. acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften haben daher im Januar dieses Jahres Leitlinien für transparente Energieszenarien veröffentlicht. Doch sind solche Vorgaben überhaupt praxistauglich? Und wenn ja, wie könnte die Umsetzung konkret aussehen?

Ansprechpartnerin

Diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachgesprächs „Wissenschaftliche Beratung mit Energieszenarien – Wie können Praxis und Rahmenbedingungen verbessert werden?“ in der Koordinierungsstelle des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS). Zu Beginn fasste der Leiter der federführenden Arbeitsgruppe Armin Grunwald (Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag) zentrale Ergebnisse der Stellungnahme zusammen. Zwei externe Experten für Szenarienmodellierung waren zur Kommentierung eingeladen.

Matthias Deutsch von Agora Energiewende knüpfte an den Vorschlag der Stellungnahme an, einen Referenzdatensatz für Energieszenarien anzulegen. Die Teilnehmenden waren sich weitgehend einig, dass gemeinsame Daten etwa zur Kostenentwicklung von Technologien dazu beitragen würden, Szenarien vergleichbarer zu machen. Bezweifelt wurde allerdings, dass eine mit der Pflege des Referenzdatensatzes beauftragte Institution auch in der Lage wäre, die schnellen Entwicklungen im Technologiesektor kontinuierlich abzubilden.

Lion Hirth, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Neon Neue Energieökonomik, erläuterte in seinem Impulsvortrag Chancen und Grenzen von Open-Source-Modellen. Weil sie frei verfügbar sind, können unabhängige Fachleute die Ergebnisse einer damit erstellten Szenariostudie nachrechnen. Viele beauftragte Institute legen die Quelltexte ihrer Modelle jedoch nicht offen, weil sie zu ihrem Betriebskapital gehören. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachgesprächs wiesen auf ein weiteres Hindernis hin: Unternehmen, Verbände und Institutionen schränken die Nutzungsrechte der von ihnen zur Verfügung gestellten Energiedaten oft stark ein. Einige der Experten forderten daher, dass veröffentlichte Energiedaten grundsätzlich für die Szenarien-Modellierung freigegeben werden.